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Montag, 17. Juli 2023

Ein Zug ins Nirgendwo

Ein Zug, gemalt in Öl im Stil des Impressionismus, fährt auf zusammenlaufenden Gleisen ins NIrgendwo
Ein Zug fährt von irgendwo nach nirgendwo. Offensichtlich ein Streckenabschnitt. Der Betrachter sieht die vorbeirauschenden Waggons. Aber er weiß nichts von der Abfahrt oder Ankunft des Zuges. Die Reisenden in den Abteilen ahnt er nur, kann sie aber auch durch die schnell sich bewegenden Fenster nicht erkennen. Die Landschaft ist karg, ganz auf die Bahnsstrecke ausgerichtet. Sie scheint nur für den Zug gemacht. Für diesen einen oder für mehrere? Der Betrachter weiß auch dies nicht, setzt aber unwillkürlich voraus, dass regelmäßig Züge auf dieser Strecke fahren.

Wir können nur hilflos spekulieren

In der Wiederholung der immer gleichen Szene liegen Abschied und Ankunft, Fern- und Heimweh, sogar Geselligkeit und Einsamkeit eng beieinander. Der Zug fährt, aber er wird niemals ankommen. Immer wieder startet er neu, verschwindet auf wunderbare Weise aus unserem Blick und taucht plötzlich am anderen Ende erneut auf. Woher kommt er, welche Runde hat er gedreht. Wir wissen es nicht und können nur hilflos spekulieren. Endlos. Oder vielmehr potentiell endlos, denn wir haben die Möglichkeit, seine Schleife jederzeit zu beenden. Was wir irgendwann auch tun.

Philosophie setzt immer wieder neu an

Dieser Zug ist ein Sinnbild für unsere gedankliche Reise in der Philosophie. Denn obwohl schon viele kluge Gedanken zu Papier gebracht wurden, beginnen wir doch immer wieder von vorne. Wir stehen kaum auf den Schultern von Riesen, weil diese Riesen im Denken ihrer Zeit gefangen waren. Auch, wenn sie darüber hinausgingen, sind ihre Gedankengebäude doch geprägt von ihren Erfahrungen. Hegel zum Beispiel definierte Freiheit als politische Freiheit, denn die Stand im 18. und 19. Jahrhundert ganz oben auf der Agenda. Gleichzeitig stellte er die damals noch übliche Sklaverei nicht in Frage. Wir können zwar heute noch von Hegel lernen, müssen ihn aber in seiner Zeit betrachten und seine Philosophie kritisch hinterfragen. Gleiches gilt selbstverständlich für alle anderen Denker. Ingeborg Bachmann brachte es folgendermaßen auf den Punkt: "Schriftsteller kommen aus der Zeit und gehen in die Zeit." Manchmal fallen sie auch aus der Zeit.

Wie der Zug setzt unsere Philosophie also immer wieder neu an, legt eine Strecke zurück, ist dann außer Sicht und startet wieder. Vielleicht nicht gänzlich von Beginn. Wie sich auch bei einem Video im Laufe der Zeit die Pixel verschieben und es sich zunächst kaum sichtbar und nach Jahren immer mehr verändert, beeeinflussen uns die Menschen, die vor uns da waren. Ihr Denken zeigt uns eine Richtung. Es beeinflusst die Wirklichkeit. Damit hat es seine Aufgabe erfüllt. Wir dagegen stehen vor der Herausforderung, in der neuen Wirklichkeit wieder mit dem Denken anzufangen.

Wir fahren weiter

Also sind es keine endlosen Wiederholungen, in denen wir denken. Wir fahren - bildlich gesprochen - nicht ständig dieselbe Strecke ab wie der Zug. Nein. Wir legen unsere Entfernung auf einem neuen Abschnitt zurück, der von den Menschen eine Generation früher geschaffen wurde. Auf diesem Weg sind wir verdammt zu fahren. Es gibt keinen anderen für uns. Es ist genau dieser eine Bereich, den wir erkunden. Danach geben wir die Verantwortung ab und unser Denken wird zuerst verblassen und dann veralten. Das Gleis ist frei für die Menschen nach uns.

Eine bedrückende Vorstellung? Ganz und gar nicht. Im Gegenteil. Wir fahren weiter - nur kennen wir unser neues Ziel nich nicht.

Ein blauer Zug fährt in diesem Gif immer und immer wieder dieselbe Strecke








Freitag, 9. Juni 2023

Wandel aktiv mitgestalten

der Einfluss von KI kann zu einem uniformen, gleichförmigen Leben der Menschen führen
Wandel ist ein seltsames Phänomen. In den meisten Fällen geschieht er still und leise. Er kommt sozusagen auf Samtpfoten daher. Wer hat schon den Aufstieg von Covenience-Food bewusst wahrgenommen? Doch auf einmal gibt es fertig zubereitete und in sehr viel Plastik verpackte Nahrung in Hülle und Fülle: Von Salaten über Sandwiches bis zu ganzes Menüs. Völlig irre, könnte man meinen, aber das Angebot wird fleißig angenommen - inklusive Holzlöffel oder Plastikbesteck.

KI wird den Alltag der Menschen steuern

So war es auch beim Internet. Am Anfang ein abstraktes und kompliziertes Gebilde für Nerds, dann Spielwiese für experimentierfreudige Hobbyuser und schließlich ein Massenphänomen, um das niemand herumkommt. Der Gewöhnungsprozess dauerte vielleicht zwei Jahrzehnte und als das Web schließlich alles Haushalte erreichte, war es schon selbstverständlich.

Mit dem derzeit gehypten Thema "Künstliche Intelligenz" (KI), wird es den Menschen nicht anders ergehen. Gerade wurde die Experimentierphase erreicht. Viele stürzen sich auf neue Anwendungen und probieren aus, wie sie KI nutzen können. In der Masse ist sie aber bisher nicht angekommen. Das wird erst passieren, wenn die Anwendung einfacher wird und in den Alltag zu integrieren ist. Wie "Alexa" bereits in vielen Haushalten Einzug gehalten hat, wird irgendwann KI den Alltag der Menschen steuern und sie werden es für selbstverständlich halten.

Kleine Start-uos gestalteten das Internet

Die Frage, die sich daraus ableitet, ist nicht: Wann wird das passieren? Sie lautet vielmehr: Was sagt das über uns aus? Wir akzeptieren den Wandel, wenn er uns erreicht, aber wir gestalten ihn nicht. 

Viele werden jetzt möglicherweise denken: Wieso, wir infomieren uns doch, lesen Artikel, diskutieren sogar mit unseren Freunden, testen die neuen KI's. Das ist genau, was die Hobbyuser in der Anfangszeit des Internet getan haben. Gestaltet haben andere: Kleine Start-ups, die heute Konzerne sind, Unternehmen, die Werbemögichkeiten erkannt haben. Die Politik hat den Anschluss verloren - auch, weil die Masse sich hat mitreißen lassen und niemand die großen Chancen für eine globale Demokratisierung der Welt rechtzeitig erkannt hat. 

Wird das beim nächsten großen Zukunftsthema "KI" genauso passieren? Im Moment sieht es ganz danach aus. Die Hobbyuser füttern die KI's derzeit unentgeltlich mit beträchlichen Datenmengen und verbessern sie damit. Über Nutzen und Gefahren wird zwar lamentiert, aber federführend und lenkend sind wieder Unternehmen, die nach Gewinnmaximierung streben. Sie gestalten derzeit als einizge den Einsatz von KI. Aus der Vergangenheit lässt sich lernen: Ihre Absichten sind dabei nicht unbedingt philanthropisch. 

Revolutionäre Gedanken

Es wird also Zeit, Demokratie ernst zu nehmen und den Wandel, der unzweifelhaft kommen wird, aktiv mitzugestalten. Philosophie kann dazu beitragen, indem sie einen gedanklichen Rahmen für die moderne Zeit erschafft, der auch Begrifflichkeiten definiert und Forderungen formuliert. Denn Philosophen stehen mit beiden Füßen fest in ihrer Zeit und sollten sich mit ihren Bedingungen auseinandersetzen. Wie es zum Beispiel Hegel getan hat, als er Freiheit neu verstand und auf die politische Teilhabe der Bürger abhob. Zu seiner Zeit ein unerhörter, revolutionärer Gedanke.

Wie sehen die revolutionären Gedanken heute aus? Sind wir überhaupt noch in der Lage, über den Tellerrand unseres Wohlstands hinwegzuschauen? Oder lassen wir mit uns einfach Wandel geschehen? Gestalten die Menschen ihren Umgang mit KI oder gestaltet KI unser Leben?

Diskutieren Sie mit und hinterlassen Sie Ihre Gedanken als Kommentar!

Sonntag, 28. Mai 2023

Zeitfresser - und wie sie eingedämmt werden

Wenn es ihn leibhaftig gebe, könnte dies die Abbildung eines Zeitfressers sein
Die Zeit ist ein seltsames Phänomen. Beim Pysiker Albert Einstein wird sie zur Raumzeit, kann schneller oder langsamer vergehen. Sie ist relativ. Allerdings tritt dieser Effekt nur bei hohem Tempo an der Grenze zur Lichtgeschwindigkeit ein. Im alltäglichen Leben auf der Erde spielt er also keine Rolle. Obwohl Menschen ständig das Gefühl haben, die Zeit vergehe zu schnell oder viel zu langsam.

Woher kommt dieses ganz und gar subjektive Gefühl? Nun, Biologen behaupten, dass die Zeit mit zunehmendem Alter tatsächlich schneller vergeht. Eine überzeugende Erklärung haben sie dafür bisher nicht gefunden. Die These stimmt allerdings auffällig mit der menschlichen Erfahrung überein, dass die Zeit im Alter kaum noch festzuhalten ist.

Zeitfresser saugen Lebenszeit

Abgesehen von wissenschaftlichen Theorien gibt es das Phänomen der stillstehenden und der davonlaufenden Zeit. Für manche vergeht zum Beispiel eine Opernaufführung im Schneckentempo, während ein Fußballspiel im Nu vorbeigeht. Bei anderen zieht sich die Vorfreude auf eine lange geplante Feier ewig hin und der eigentliche Anlass rauscht dann nur so vorbei. In beiden Fällen kommt es darauf an, wie die Zeit wahrgenommen wird. Wer andauernd auf die Uhr schaut, wird kaum ein Voranschreiten der Zeiger bemerken. Genießt jemand dagegen was er gerade erlebt, nimmt er Zeit nicht wahr und wundert sich irgendwann, wie schnell sie verfliegt.

Das Schlimmste jedoch, was jeder mit seiner Zeit angfangen kann, ist, sie sinnlos zu verplempern. Wobei natürlich auch dies ein sehr subjektives Gefühl sein kann. Oft entsteht es, wenn ein Mensch auf der Stelle tritt. Wer fünf Stunden spielt, hat möglicherweise kurzfristig eine gute Zeit, bewegt dabei aber nicht viel für sein Leben. Daraus kann eine Leere entstehen, die Unzufriedenheit schafft. 

Da war ein Zeitfresser am Werk und saugt an der Lebenszeit seines Opfers. Zu dramatisch? Überhaupt nicht. Ein Blick auf den Wochenbericht des eigenen Smartphones oder Computers reicht aus, um die große Relevanz zu erkennen, die ein gutes Zeitmanagement hat. 

Natürlich ist es in Ordnung, eine spannende Serie in einem Rutsch durchzuschauen. Aber danach sollte der Fernseher zumindest ein paar Tage schlummern. Denn am meisten Zeit im Leben kosten Gewohnheiten.

Fünf Tipps, Zeitfresser einzudämmen

Diese Tipps sind nur für diejenigen interessant, die das Gefühl haben, mit zu wenig Zeit auskommen zu müssen. Alle anderen verfügen über ein gutes Zeitmanagement, an dem sie nichts verändern sollten. Wer allerdings glaubt, seine eigenen Ziele nicht zu erreichen, kann sich an dieser Stelle durchaus über seine Prioritäten Gedanken machen.

1. Zeitfresser identifizieren

Es ist gar nicht so einfach, die Zeitfresser im eigenen Leben ausfindig zu machen und richtig zu benennen. Das liegt daran, dass für den einen Zeitverschwendung ist, was für den anderen eine wichtige Ressource darstellt. Computerspiele können zur Entspannung und Kreativität beitragen oder auch eine große Verschwendung von Lebenszeit darstellen. Es kommt darauf an, wer mit welchen Absichten und welcher Intensität unterwegs ist. Keine Tätigkeit ist per se gut oder schlecht. Daher ist es wichtig, sich selbst genau zu beobachten. Bei welcher Beschäftigung und ab welcher Dauer werde ich unzufrieden - und weshalb? Ist es das Fernsehen oder der Spaziergang? Die Unzufriedenheit bei gewissen Tätigkeiten kann ein Indikator sein, dass diese Beschäftigung ein Zeitfresser ist.

2. Liste führen

Sind die vermeintlichen Zeitfresser identifiziert, gilt es, sie genau kennenzulernen. Wann greife ich auf diese Zeitfresser zurück und warum? Konkret: Sehe ich mir Serien zur Entspannung nach einem langen Arbeitstag an oder in meiner Freizeit, weil ich mich ablenken oder vor manchen Aufgaben drücken will? Wenn ich weiß, weshalb ich die Zeitfresser in mein Leben lasse, kann ich besser auf sie reagieren.

3. Ohne Ärger mit den Zeitfressern auskommen

Ein wichtiger Schritt. Wer zunächst akzeptiert, dass es manchmal im Leben einen gewissen Leerlauf gibt, ohne sich darüber zu ärgern, nimmt den Zeitfressern schon viel von ihrer Macht. Denn Ärger über das eigene Verhalten bedingt Frust, der zu dem Bedürfnis von Entspannung und Ablenkung führt - was den Zeitfressern Tür und Tor öffnet. Also: Erst einmal zulassen, dass es Zeitfresser im eigenen Leben gibt und sich nicht darüber aufregen. Durchatmen und entspannen.

4. Zeitfresser sich selbst überlassen

Ablenkung kann süchtig machen. Darum muss sie auch langsam heruntergefahren werden. Was hilft dabei? Die Ziele und Visonen für das eigene Leben scharf zu kontuieren. Sich klar machen, wie die Lebenszeit sinnvoller eingesetzt werden kann, als Tag für Tag Zeitfresser zu füttern.

5. Das eigenen Leben selbst in die Hand nehmen

Lernen, aus Zeitfressern Verbündete zu machen, die dabei helfen können, die eigenen Ziele und Visionen umzusetzen. Denn in Maßen Fernsehen oder am Computer spielen, Spaziergänge machen, Feiern oder auch einfach nur auf dem Sofa liegen, entspannt und schafft Freiraum für neue Gedanken. So verlieren Zeitfresser ihren Schrecken und helfen sogar dabei, das eigene Leben sinnvoll zu gestalten.

Was sind Ihre Erfahrungen mit Zeitfressern? Wie gehen Sie mit ihnen um? Schreiben Sie einen Kommentar mit Ihren persönlichen Erfahrungen!