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Sonntag, 30. Juli 2023

Dafür sein

Das Ölgemälde zeigt sinnbildlich das dafür und dagegen im expressionistischem Stil
"Wofür steht ihr?“ frage ich Schüler im Alter zwischen 13 und 16 Jahren. Große Augen, langes Schweigen. „Na kommt, für irgendetwas müsst ihr doch stehen“, dränge ich. Da antwortet endlich einer: „Ich bin voll für gegen Gewalt“, meint er. Das Mädchen neben ihm ergänzt: „Und wir sind natürlich für gegen rechts.“ Der Damm ist gebrochen. Viele rufen durcheinander. Es stellt sich heraus, dass alle „für gegen“ irgendetwas sind: Handyverbot in der Schule, Klimawandel und natürlich die Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft. 

Interessant ist die sprachliche Umkehr. Das neue „dafür“ ist ein „dagegen“. Eine negativ Formulierung. Es geht nur um den Erhalt des Status quo, keinesfalls um Veränderung oder gar einen Aufbruch. Das „für“ ist ein aktiver Schritt. Ein „dagegen“ nur ein lassen. Mit anderen Worten: Um für etwas zu sein, braucht es Ideen, während das dagegen sein die Einstellung anderer negiert. Die Gesellschaft tendiert also gegenwärtig zum Aufhalten und nicht zum Machen.

Nur ein für wiedersetzt sich dem dagegen

Dabei ist ein „für“ viel spannender. Neues entdecken, wagen und ausprobieren bringt Menschen, Gruppe und ganze Gesellschaften voran. Außerdem zeigt es eine grundsätzliche Lebenseinstellung. Wer sich für etwas einsetzt beginnt gerne jeden neuen Tag, ist meist positiv gestimmt und voller Elan. Er ärgert sich nicht darüber, dass ihm vielleicht etwas weggenommen wird, sondern freut sich über das Neue, das er erreicht. Was nicht funktioniert, verwirft er und setzt seinen Weg auf einem anderen Pfad fort. Er kämpft für seine Ideen und nicht gegen das Denken von anderen. Ein himmelweiter Unterschied. 

Das gilt gleichermaßen im Privatleben, wie in Politik und Wirtschaft: Ein dagegen führt zu Stagnation, was ein noch größeres dagegen bedingt. Äußere Feinde werden erschaffen, um ein dagegen zu stärken und die eigenen Unzulänglichkeiten auf sie abzuwälzen. Ein Teufelskreis, der nur auf eine einzige Art und Weise durchbrochen werden kann – mit einem kräftigen „für“.

Fünf Tipps, wie ein Wechsel aus der „dagegen Haltung“ in eine „für Kultur“ gelingen kann:

1. Die eigene Einstellung erkennen und reflektieren: Es ist wichtig, selbst den ersten Schritt aus eigenem Wollen zu gehen. Als gutes Mittel eignet sich dabei die Beobachtung der Wortwahl. Wie oft kommt ein „dagegen“ darin vor? Außerdem verrät der Lebenswandel viel über die Einstellung eines Menschen. Baut er auf oder verwaltet er sein Leben? Ist er vielleicht aus Neid auf den Erfolg anderer gegen etwas? Oder, weil er einfach seine Ruhe haben möchte?

2. Das dagegen sein durch eine Alternative ablösen: Daran mangelt es meist. Wenn es jedoch gelingt, ist dieses Vorgehen oft erfolgreich. Wie das alkoholfreie Bier – eine Alternative für Autofahrer, die nicht auf den Biergeschmack verzichten möchten. Der Anlass dieser Innovation war die Aktion gegen Alkohol am Steuer. Gibt es im eigenen Leben Alternativen für ein bloßes dagegen sein?

3. Sprache und damit Denken verändern: Das negative Wort „dagegen“ möglichst häufig im eigenen Sprachgebrauch ersetzen. Als positive Wendungen eignen sich „für“, „alternativ“, „aufbauend“, „innovativ“, „ergänzen“ und einige mehr. Durch die Sprachwahl entstehen neue Denkmuster, die sich vorteilhaft auf die eigene Stimmung und das Handeln auswirken. 

4. Aufbau statt Ablehnung: Es ist einfach, dagegen zu sein, aber viel schwerer, etwas aufzubauen. Doch nur der Aufbau hilft, das zu verändern, wogegen man sich wendet. Ein Beispiel ist China. Mit seinem Projekt der „Neuen Seidenstraße“ baut das Land auf. Wenn auch umstritten, ist es eine wirkmächtige Idee, durch die China die bisherige Vormachtstellung der westliche Welt zurückdrängt. 

5. Menschen, die gegen etwas sind, für eine Idee gewinnen: Das ist der möglicherweise schwerste Schritt. Aber er ist notwendig, um die Stimmung einer Gruppe aufzuhellen und damit auch ihr Verhalten. Eine Menge Menschen wollen sich aufregen und ärgern. Sie schimpfen gerne über alles. Sie zu motivieren und zu begeistern für eine Sache einzustehen, kann ungeheure Energie freisetzen und vieles positiv verändern.

Auf zu neuen Ufern

Diese fünf Tipps können helfen, aus der negativen Haltung des dagegen seins auszubrechen und zu einem Macher zu werden, der für Ideen kämpft, anstatt nur die Einstellung anderer abzulehnen. Wer strikt gegen etwas ist, will hauptsächlich bewahren und erkennt nicht, dass die Zeit längst abgelaufen ist. Ein dafür sein ist meist der Aufbruch zu neuen Ufern. Dort warten meist interessante Ideen, spannende Erkenntnisse, kluge Menschen und aufregende Möglichkeiten. Die Gefahren sind nicht zu unterschätzen – die Chancen überwiegen jedoch meist. 

Teilt eure Erfahrungen mit dem dagegen und dafür sein gerne in den Kommentaren.

Donnerstag, 27. Juli 2023

Individualität ist Illusion

Menschen als schwarze Silhouette stehen vor einem Kino in pink
Eine Gruppe Menschen steht vor dem Kino. Hosen, Shirts und Kleider - alles pink. Strahlende Gesichter, Erinnerungen werden ausgetauscht. "Ich hatte den Reitstall und den Camper", sagt eine ältere Frau. "Das Haus und die Küche waren traumhaft", nickt eine andere. Momentaufnahmen im Vorbeigehen. Doch auch dem zufälligen Beobachter ist sofort klar: Die Leute haben gerade den Barbie-Film gesehen.

Historische Abschnitte

Woher kommt diese Gewissheit, ausgelöst von Wortfetzen und Farbsignalen? Sie ist Teil unserer kulturellen Identität. Geprägt durch gemeinsame Erinnerungen und ähnliche Erlebnisse in einer konformen Gesellschaft innerhab eines sich überschneidenden Zeitrahmens. Mit anderen Worten: Wir Menschen sind gar nicht so individuell, wie wir denken. Wer in einen historischen Abschnitt hineingeboren wird, ist beeinflusst von besonderen Ereignissen und Lebensumständen.

Kollektives Gedächtnis und vermeintliche Einzigartigkeit

Insbesondere in der heutigen medialen Massengesellschaft verbreiten sich Ansichten und Meinungen gleichmäßig über alle Regionen und durch jede gesellschaftliche Schichte. Gleichaltrige sind mit derselben Fernsehwerbung aufgewachsen, kennen dieselben Witze, tanzen zur selben Musik und verfügen über eine große Sammlung gemeinsamer geschichtlicher Erinnerungen. Neu ist seit der Entstehung der Kulturindustrie die Ausweitung des kollektiven Gedächtnisses auf große Gruppen, die sich als Nationen verstehen. Mit der Globalisierung durchmischen sich diese Gruppen einerseits vor allem auf virtueller Ebene. Doch schließen sie sich in der realen Welt oftmals auch aus. Menschen sind neugierig aufeinander und haben voreinander Angst. Sie fühlen sich in der Masse wohl, betonen aber ihre Individualität.

Je mehr sich Menschen vernetzen, müssen sie jedoch erkennen, dass ihre Individualität nur eine vermeintliche Einzigartigkeit ist. Als Kind glaubt jeder, der eigene Name, die Gedanken, die ihm durch den Kopf gehen, die besonderen Rituale in der Familie seien exklusiv. Das ist nicht der Fall. Das Internet zeigt jeden Tag, wie oft jede Idee gedacht, jede Stimmung durchlebt wird, wie viele Menschengruppen in pink gerade vor einem Kino stehen und in Erinnerungen an ihre Barbiewelt schwelgen.

Flucht aus der Barbiewelt

Wir wissen das, wollen es aber nicht wahrhaben. Die Menschen sind ambivalent, was ihre Zugehörigkeit zur Menschheit betrifft. Sie möchten eins sein, aber als Einzelne wahrgenommen werden. Deshalb wählen Frauen für Veranstaltungen mit Bedacht ihre Kleider aus und sind enttäuscht, wenn eine andere dasselbe Kleid trägt. Darum lassen sich immer mehr Leute tätowieren. Sie wollen ihrer Individualität Ausdruck verleihen, nur um festzustellen, dass tausende Andere es ihnen gleichtun. Es gibt kein Entrinnen vor der Gleichartigkeit, weil wir in unserer Zeit ähnliche Lebensumstände vorfinden, ähnliche Erfahrungen machen, weshalb wir auch ähnlich denken und fühlen.

Oder gibt es doch einen Ausweg aus dieser Barbiewelt, die wir uns selbst erschaffen? Viele Menschen fühlen sich in der Geborgenheit der Masse wohl. Ihnen genügen kleine Beweise für ihre Individalität, wie ein Schmuckstück oder eine Wesensart, die in ihrer Gruppe nur mit ihnen in Verbindung gebracht wird. Sie sind glücklich, eingebunden zu sein und aufgrund äußerer Merkmale als Person erkannt zu werden. Wer aber die Flucht aus der Barbiewelt antreten will, der muss sehr, sehr weit nach vorne laufen. Die Avantgarde ist zwar eine einsame Position, dafür kann sie für sich tatsächlich Einzigartigkeit in Anspruch nehmen. Allerdings nur kurze Zeit. Denn die Vorläufer werden eingeholt und kopiert, bis auch sie wieder in der Masse untergehen. Selbst der erste Mensch auf dem Mond durfte sich nicht lange seiner Einzigartigkeit rühmen. Nach ihm landeten alsbald andere Astronauten und hinterließen ebenfalls ihr Fußabdrücke auf dem Erdtrabanten.

Diese Lehre immerhin vermittelt uns der Barbie-Film: Individualität ist Illusion. Bildlich gesprochen laufen wir alle in pinken Outfits durch die Welt. Aber manche Kleider haben einen Kragen, andere sind ärmellos und die Längen variieren auch. Wem das nicht ausreicht, der kann es ja mit Blau oder Grün probieren. Aber nicht über die schiefen Blicke und das Gerede hinter vorgehaltener Hand wundern. Das gibt sich. Irgendwann wechseln alle die Farbe ihrer Kleidung.

Sonntag, 16. Juli 2023

Menschen im Café

Im Stil von Andy Wharhol gemaltes Porträt von zwei Menschen, die in einem Café miteinander reden
Cafés waren magische Orte. In ihnen wurde philosophiert und diskutiert. Sie dienten als Nachrichtenbörse, zum Austausch von Ideen, für Geschäftsabschlüsse und zu konspirativen Treffen. Manchen galten Cafés als dunkel und zwielichtig. Die Geheimpolizei hielt aus Angst vor revolutionären Umstrieben ein wachsames Augen auf sie. Andere sahen Cafés als Inspirationsquelle. In schlechteren Zeiten hatten Cafés einen durchaus praktischen Nutzen. Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir schrieben viele ihrer Werke auch deshalb in Pariser Cafés wie Les Deux Magots und de Flor, weil dort in der entbehrungsreichen Kriegs- und Nachkriegszeit während des Winters geheizt wurde und sie sich aufwärmen konnten.

In Cafés etablierte sich die bürgerliche Öffentlichkeit

Damals war die Tradition der Kaffeehäuser schon ein paar hundert Jahre alt. Sie verbreitete sich aus der arabischen Welt - insbesondere Kairo, Damaskus und Aleppo, die Metropolen Ägyptens, Syriens und des Irak waren für ihren Kaffee berühmt - mit den Eroberungen der Sultane. Auf europäischem Boden eröffnete 1522 das erste Kaffeehaus in Belgrad, nachdem Süleyman I. die Stadt unterworfen hatte. Kaufleute verbreiteten die Kunde vom Kaffeegenuss. Daraufhin wurde in Venedig 1647 das erste Café westlicher Prägung auf dem Markusplatz gegründet. Von dort aus war es für den Kaffee nur ein kurzer Weg in Städte wie Marseille und Paris. Im deutschsprachigen Raum entstand die erste Kaffeestube 1673 in Bremen. Die ältesten heute noch bestehenden Kaffeehäuser sind angeblich das Café Procope in Paris und das Café Prinzess in Regensburg, beide 1686 eröffnet. (Wer mehr über die Geschichte der Kaffeehäuser wissen möchte, lese bei Wikipedia nach.)

In diesem Post geht es weniger um die historische Verbreitung der Kaffeehäuser, als um deren Funktion. Denn der Kaffee war stets nur Anlass, eine dieser Institutionen zu aufzusuchen. Vor allem wurde dort geredet, diskutiert, philosophiert und gearbeitet. Es gab Cafés für Geschäftsleute, Literaten, Gelehrte, Juristen und Spieler. Wer ein Café betrat, war einfach Mensch. Geld, Adelstitel, Erfolg oder Misserfolg im Leben blieben vor der Tür. Kaffeehausbesucher trafen sich auf Augenhöhe, um über das Weltgeschehen und ihre Geschäfte zu sprechen. Das gab der Gesellschaft zuerst eine bis dato unbekannte Gemeinsamkeit und dann eine neue Richtung. Jürgen Habermas erkannte, dass sich durch die Cafés eine bürgerliche Öffentlichkeit etablieren konnte.

Ideale Treffpunkte 

Doch nicht nur das. Cafés waren eine erstklassige Brutstätte für Ideen und Innovationen. Errungenschaften, die dort ersonnen und erprobt wurden, sind das Postwesen (Gäste richteten sich Postfächer in ihrem Stammcafé ein), die erste Versicherung im Kaffeehaus Lloyd's sowie die Zeitung "Spectator", deren Redaktion anfänglich im Button's Coffee-house arbeitete. In Frankreich mutierten einige Cafés zu Varietélokalen und schufen so eine neue Unterhaltung für die Mittel- und Unterschicht.

Cafés boten von Anfang an einen neutralen öffentlichen Ort als Treffpunkt für alle möglichen Arten von Verabredungen. Gelegentlich wurde in ihnen auch Politik gemacht, wie zum Beispiel zur Zeit der Französischen Revolution. Doch vor allem kamen sich Menschen aller gesellschaftlichen Schichten näher, lernten sich kennen und schätzen.

Ein Schatten ihrer selbst

Diese Tradition war noch bis in die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts verbreitet. So hielt Jean-Paul Sartre seine berühmte Pressekonferenz zur Ablehnung des Nobelpreises für Literatur 1964 im Café de Flor ab. Unter anderem dort wurde ein paar Jahrzehnte zuvor auch der Existentialismus ersonnen. Maler wie Picasso und Dali, die Schriftsteller Oscar Wilde und Ernest Hemmingway, der Regisseur Francois Truffaut und natürlich Albert Camus und Gertrude Stein gingen in den Pariser Cafés ein und aus.

Vorbei. Heutzutage sind Cafés nur noch ein Schatten ihrer selbst. Zwar bleiben sie weiterhin ein beliebter Treffpunkt, aber inzwischen stehen Kaffetrinken und Kuchenessen im Vordergrund. Verebbt die geistreichen Gespräche vergangener Tage. Künstler und Bohemiens verabreden sich eher online als in der verstaubten Atmosphäre  eines biederen Kaffeehauses. Junge Kreative sind zwar gelegentlich in Cafés zu finden, wenn es dort WLan und ausreichend Steckdosen gibt. Doch kommen sie selten miteinander ins Gespräch, sondern arbeiten meist allein an ihren technischen Geräten. So verfremden sich Cafés je nach Besuchergruppe mehr und mehr zu Freizeit- oder Büroräumen.

Gibt es Alternativen zu Cafés? Nein. Die Wahrheit ist, Menschen reden weniger miteinander. Natürlich nicht quantitativ. Täglich werden Millionen Gespräche geführt. Aber worüber? Familie, Job, Urlaub, Shoppen. Wer sich in ein Café setzt und ein wenig die Nachbartische belauscht, wird vor allem diese Themen hören, ergänzt um Krankheiten und die eine oder andere Aufregung über Dinge, die nicht funktionieren. Ein überaus beliebtes Thema ist die Verspätung der Bahn. Die Cafés heute sind ein fast perfektes Spiegelbild der Trends im Internet.

Die Renaissance der Kaffeehauskultur

Es kann nicht sein, dass unsere Gesellschaft keine anderen Gedanken hat. Wo sind all die Literaten, Philosophen und Denker hin, die einst die Cafés belebten? Sie müssen sich wieder in der Öffentlichkeit treffen. Sichtbar. Als deutliches Zeichen der Einmischung in das öffentliche Leben. Vielleicht entwickelt sich dann erneut ein Miteinander, eine echte politische Willensbildung und eine interssierte, kritisch bürgerliche Öffentlichkeit. 

Stürmt die Cafés! Die Zirkel, Netzwerkveranstaltungen und Clubs, in denen sich viele treffen, sind zu abgeschlossen. Die öffentlichen Räume müssen für die gesellschaftliche Auseinandersetzung zurückerobert werden. Wir sollten wieder miteinander ins Gespräch kommen - und das geht besonders gut in Cafés. Denn dort kann jeder mithören, dazukommen und sich einmischen. Die Menschen in unserer Gesellschaft haben sich zu sehr zurückgezogen. Ihre Gedanken äußern sie nur in privaten Runden. 

Verkehrt! Um Gehör zu finden, bedarf es Menschen, die einem Gehör schenken. Vor allem nicht immer dieselben. Ideen reifen nur in der Auseinandersetzung mit vielen verschiedenen Ansichten. Der größte Austausch gelingt in der Öffentlichkeit. 

Deshalb sollten wir unsere Zeit wieder mehr in Cafés verbringen und diesen Austausch wagen. Zu Beginn mag das ungewohnt sein. Aber die Scheu verfliegt schnell nach den ersten interessanten Gesprächen. In Cafés funktioniert es wie in der virtuellen Welt: Je mehr Follower jemand hat, desto mehr kommen hinzu. Sprich, sobald sich eine größere Gruppe im Café trifft, bleibt es nicht aus, dass andere neugierig werden und sich dazu gesellen. 

Einen Versuch ist es allemal wert. Zumal der Besuch eines Cafés gegen die viel beklagte Einsamkeit in unserer Gesellschaft hilft. Vorausgesetzt, die eigene Ausstrahlung signalisiert Offenheit. 

Also, beleben wir zusammen die ehrwürdige Tradition der Kaffeehausdebatten. Oder was ist eure Meinung dazu? Teilt sie als Kommentar mit. Ich veröffentliche auf diesem Blog auch gerne Fotos von euren Erlebnissen im Café. 

Machen wir Cafés wieder zu magischen Orten und stoßen gemeinsam die Renaissance der Kaffehauskultur an.

Dienstag, 11. Juli 2023

Philosophie und Politik

Ein faustschwingender nationalistischer Politiker ist nicht mehr zeitgemäß und muss durch kompetente Macher ersetzt werden.
Neulich wartete ich auf einen Zug. Als er endlich einfuhr, zeigte er einen anderen Ankunfsbahnhof, als gedacht. Viel näher an meinem Ziel. Freude. Zur Sicherheit fragte ich die Zugbegleiterin. "Nee, nee", antwortete sie. "Die Maschine denkt nur, es ist Sonntag, da fahren wir weiter." Leider war Montag.

Szenenwechsel. Zoomcall mit einem Unternehmer in Dubai. "Hier arbeitet die geballte Kompetenz. Menschen mit Visionen. Die sollten in Berlin das Sagen haben. Dann würde unser Land wieder vorankommen. Im Ausland lachen alle nur noch über uns."

Politik funktioniert heute nicht mehr

Ich sitze an einem Arbeitsplatz mit Blick auf die Alster. Darf ein philosophischer Blog politisch sein? frage ich mich. Dann denke ich an Platon, der forderte, der Staat solle von Philosophen gelenkt werden. Vielleicht muss ein philosophischer Blog politisch sein.

Die Frage ist: Warum funktioniert Politik heute nicht mehr? Oder positiv formuliert: Wie kann Politik heute funktionieren? 

Herausforderung ist die globalisierte Welt. Die Macht von Poitikern endet an Staatsgrenzen. Doch viele Bürger leben weit darüber hinaus. Sie sind nicht festgelegt in ihrem Wirkungskreis. Das gilt genauso für Unternehmen. War das nicht immer schon so? In Ansätzen sicher. Die Mögichkeiten sind heute aber wesentlich vielseitiger und die Menschen ungleich mobiler. Sie kehren ihrem Land den Rücken, weil sie anderswo bessere Bedingungen für sich vorfinden. 

Bürger kehren den Staaten den Rücken

Auch die Bürger, die bleiben, kehren ihrem Land mehr und mehr den Rücken zu. Passiv, indem sie zum Beispiel ehrenamtliches Engagement verweigern. Ihr Land ist es in ihren Augen nicht wert, unterstützt zu werden. Diese Einstellung fördert den Aufstieg extremer Parteien und Gruppierungen. 

Die Lösung der Politiker bisher: Appelle an die Bürger. Die nützen natürlich kaum. Viele Menschen haben das Gefühl, nicht mehr in einer richtigen Demokratie zu leben. Zurecht. Bürokratie, Lobbyismus und Marketing setzen die Trends in unserer Gesellschaft, nicht die gewählten Volksvertreter. Postdemokratie, ist dafür der Fachbegriff in der Politologie.

Was tun, wenn die Zeichen deutlich auf Niedergang stehen, auch wenn es der Gesellschaft insgesamt noch sehr gut geht? Lange kann das alles in Europa nicht mehr funktionieren. Das lässt sich nicht nur an den Problemen der Bahn erkennen. 

Asimov und der Fahrstuhl

Bei Isaak Asimov gibt es in der Foundation Trilogie eine wiederkehrende Nebenhandlung, die Niedergang treffend beschreibt. Im aufstrebenen Imperium wird ein neuer Fahrstuhl eingeweiht, der mit Antigravitation läuft. Die Nutzer fallen praktisch durch den Schacht und werden in der richtigen Etage aufgefangen. Eine aufsehenerregende Neuerung. In weiteren Abschnitten beschreibt Asimov den mehr und mehr verfallenden Aufzug, der schließlich außer Betrieb gestellt wird, weil keiner mehr in der Lage ist, ihn zu warten. Die Entwicklung dauert Jahrzehnte.

Nicht anders im heutigen Europa. Krawalle in Frankreich, Brexit in England, Bahnchaos und Investitionsstau in Deutschland. Dazu Inkompetenz wie bei der Autobahnmaut. Alles hängt am seidenen Faden, so das Gefühl der Bürger.

Ängste führen in die Katastrophe

Auf der anderen Seite gibt es eine Menge innovativer Unternehmen. Viele arbeiten inzwischen zwar in anderen Regionen dieser Welt, weil sie nicht ausgebremst werden wollen. Aber es gibt sie. Wie lässt sich ihre Kompetenz nutzen?

Durch ein Umdenken der Politik. Sie muss endlich im 21. Jahrhundert ankommen. Es geht nicht mehr um Lagerbildung und Kompetenzgerangel. Deftige Reden helfen auch nicht weiter. Und schon gar nicht Besetzung von Ämtern nach Proporzerwägungen oder irgendwelchen Quoten. Out sind auch leere Floskeln und Personenwahl. Wir brauchen Visionen, konkrete Ziele und nutzbringende Kundenansprache. In diesen Bereichen kann Politik von kleinen und mittelständischen Unternehmen lernen, die sich täglich damit auseinandersetzen, wie sie Kunden gewinnen, ihnen Nutzen bieten und dadurch als zufriedene Kunden halten können. 

Diese Fragen hat sich vermutlich noch kein Staat der Welt gestellt. Doch im heutigen globalen Zeitalter wäre genau das zielführend. Europa muss seine Bürger zurückgewinnen und zugleich die großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts bewältigen. Mit den Methoden des alten Europa ist das von vornherein zum Scheitern verurteilt. Abrenzung, Ängste schüren, Alleingänge, Kämpfe gegen die eigenen Bürger führen, Veränderungen behindern und an alten Werten festhalten - all das führt in die Katastrophe. 

Pünktliche Züge mit korrekter Anzeige

Selbstverständlich sollen die Staaten ihre Bürger schützen. Aber die Sicherheit darf nicht als Ausrede für Aufrüstung und Abschottung dienen. Wenn wir aus Angst andere Menschen ablehnen, werden sich diese Menschen anderswo auf der Welt ansiedeln und dort erfolgreich sein. Es ist im Gegenteil wichtig, die Chancen der Globalisierung zu sehen. Denn Austausch hat die Menschheit immer vorangebracht. Schon die alte Seidenstraße war eine Möglichkeit, neben Waren auch Nachrichten und Informationen zu übermitteln. Warum sollte das heute anders sein?

Europa braucht eine Politik, die Chancen erkennt und visionär ergreift. Wenn die von kompetenen Unternehmern gemacht wird - warum nicht. Vielleicht ist dann auch der eine oder andere Philosoph dabei, um wie Sokrates die richtigen Fragen zu stellen, damit das Gewinnstreben der Nationen nicht zu sehr aus dem Ruder läuft.

Mein Wunsch für die nahe Zukunft ist jedenfalls bescheiden: Pünktliche Züge mit korrekter Anzeige.

Samstag, 8. Juli 2023

Mit einem Lächeln durch die Welt gehen

Ein düster dreinblickender Mann mit einem Schild in der Hand, auf dem unverständliche Forderungen in künstlicher Sprache stehen.

Neulich im Zug: Zwei Mädchen steigen ein, vielleicht 16 Jahre alt. Sie unterhalten sich über Schule und die bevorstehenden Ferien. Eine der beiden legt dabei ihren Fuß samt Schuh auf den freien Sitz neben sich. Soll ich sie auffordern, das zu unterlassen? Nein, sage ich mir, soll sie ihre Freiheit austesten. 

Wenig später stehe ich auf, um auszusteigen. Ich schnappe mir meine Tasche und falle fast auf die Mädchen, als der Zug plötzlich einen letzten Schlenker vor der Haltestelle macht. Gerade noch packe ich einen Griff. Nichts passiert.

Doch als ich zur Tür gehe, ruft mir eines der Mädchen hinterher: "Wenigstens entschuldigen hätten sie sich können!"

Daraufhin drehe ich mich um und sage in aller Ruhe: "Würdest du deinen Fuß vom Sitz nehmen?"

"Nö", ist die Antwort.

"Dann bekommst Du auch keine Entschudligung", sage ich. "Höflichkeit gegen Höflichkeit. Oder?"

In diesem Moment öffnet sich die Tür und ich höre nicht mehr, ob es eine Erwiderung gibt.

Das Leben schreibt die nachdenklichsten Geschichten

Aber die kleine Episode nagt an mir, denn sie ist typisch für das gesellschaftliche Geschehen. Es wird mit unterschiedlichen Maßstäben gemessen. Das eigene Verhalten ist auf maximal freizügiges Verhalten ausgerichtet, wärend von anderen Menschen maximale Rücksichtnahme eingefordert wird. Natürlich kollidieren die unterschiedlichen Welten fortwährend.

Höflichkeit ist nur eine oberflächliche Tugend, solange sie nicht wirklich von Herzen kommt, schreibt das Philosophie Magazin. Doch sie hilft, die Begegnung von Fremden zumindest verträglich zu gestalten. Nicht nur das: Zusammen mit Neugier und Interesse knüpft sie Freundschaften.

Höflichkeit zu fordern und sich selbst schlecht zu benehmen, funktioniert allerdings nicht. Falsche Einstellung, Thema verfehlt. Genau das ist allerdings augenblicklich besonders bei jüngeren Menschen zu beobachten. Vereinfacht ausgedrückt herrscht das Denken vor: "Ich darf alles, du darfst nichts." Woher das kommt? Die Vermutung liegt nahe: Eine Frage der Erziehung. Das ist jedoch zu kurz gegriffen.

Es gibt keine guten Vorbilder

Die Gesellschaft selbst gibt kein gutes Vorbild ab. Strukturen funktionieren kaum noch, weil es allen und jedem recht gemacht werden soll. Eine unbedachte Bemerkung kann rassistisch, sexistisch, nicht gendergemäß, anstößig oder sonstwie daneben sein. Alle dürfen sofort aufschreien, sobald irgendetwas nicht passt. Kinder drohen schon mit Rechtsanwalt und zucken wehleidig zusammen, wenn trotzdem durchgegriffen wird. Sie sind es einfach nicht mehr gewohnt, dass sie nicht ihren Willen bekommen.

Kaum anders in der Politik. Alle Parteien riefen geschlossen dazu auf, einen Kandidaten von der CDU zu wählen, um einen AfD Mann als Landrat zu verhindern. Was, bitteschön, ist das denn für eine Demokratie, in der sich Politiker nicht anders zu helfen wissen, als den Menschen Angst zu machen? Versagen auf ganzer Linie. Besonders als Vorbilder. 

Aber fassen wir uns auch an die eigene Nase. Die wenigsten Menschen in unserer Gesellschaft engagieren sich noch ehrenamtlich. Nicht einmal mehr der Hälfte der Einwohner ist dieses Land freiwillige Arbeit wert. Woran das liegt, bedarf einer repräsentativen wissenschaftlichen Untersuchung. Vermutlich sind alle zu sehr damit beschäftigt, zu komsumieren, wie es die Marktwirtschaft verlangt. Arbeit und Konsum füllen den weitaus größten Teil des Tages für die meisten Menschen. Da bleibt kaum noch Zeit für Jugendarbeit, Kommunalpolitik oder die freiwillige Feuerwehr, um nur einige Möglichkeiten zu nennen. Nachwuchs fehlt allerorten.

Scheingefechte, die ins Leere laufen

Dabei steigt die Zufriedenheit deutlich, wenn man Gutes tut. Anders als beim Kauf von Konsumartikeln, die oft schon nach wenigen Tagen in der Ecke liegen. Doch die oberflächliche Befriedigung von Wünschen ist einfacher und schneller erledigt. Ähnlich einem Suchtverhalten. Über Generationen gelernt. Von der Politik gefördert. Unsere Gesellschaft ist geprägt vom Liberalismus und seinem Projekt der kommerziellen Globalisierung. Deshalb wird staatsbürgerliches Engagement nur oberflächlich hochgehalten und ist Höflichkeit nicht besonders wichtig. 

Gleichberechtigung, Genderwahn, selbst Umweltschutz und Kampf gegen den Klimawandel sind nur Scheingefechte, die letztlich ins Leere laufen. Sobald sie dem Konsum abträglich sind, werden sie zuerst be- und dann verhindert. Deshalb hat eine rechtsextreme Partei überhaupt eine Chance. Die Menschen spüren, dass diese Konsumwelt aus dem Ruder läuft. Sie verkennen allerdings, das rechte Parteien ebenso die Gunst dieser Konsumwelt brauchen, wie die der Mitte und sogar linke. 

Heute macht es leider keinen Unterschied mehr, bei welcher Partei die Wähler ihr Kreuz setzen. Unsere Gesellschaft wird bestimmt von der Konsum- und der Kulturindustrie in Zusammenarbeit mit der im Hintergrund agierenden Bürokratie. Die Parteien haben ihre Bedeutung inzischen fast vollständig verloren und liefern nur noch eine inhaltsleere Show zur Beruhigung der Bevölkerung.

Jeder kann zur Veränderung beitragen

Natürlich stellt sich die Frage, was sich unternehmen lässt, um die Demokratie wieder zu beleben. Die Antwort führt zurück zum Anfang dieses Posts. Seien wir im ersten Schritt höflich zueinander. Das weckt Interesse an den Mitmenschen. Wir könnten miteinander ins Gespräch kommen. Der Austausch führt zum Nachdenken und das Nachdenken zu mehr Engagement. Leider ist das die Kurzfassung. Der gesellschaftliche Weg ist viel länger und dauert seine Zeit. Aber es lohnt sich, damit zu beginnen.

Jeder kann dazu beitragen. Seid höflich im Umgang miteinander und neugierig aufeinander. Erfreut euch an der Vielseitigkeit der Menschen um euch her. Ihr könnt von ihnen lernen und sie von euch. Das allein ändert auf Dauer eine Menge.

Klingt naiv? Ist es auch. Denn wie das Beispiel oben zeigt, sind wir allein schon von der Höflichkeit weit entfernt. Die gute Nachricht aber lautet: Jeder kann sofort mit dem "Projekt Höflichkeit" beginnen. Einfach aufstehen und mit einem Lächeln durch die Welt gehen. Das hilft. Versprochen.

Dienstag, 27. Juni 2023

Menschen lassen ihr Menschsein von Maschinen testen

Wir müssen unser Menschsein mit kleinen Tests im Internet nachweisen, um uns von den Bots im Netz abzugrenzen
Seit einiger Zeit ist es nicht mehr selbstverständich ein Mensch zu sein. Jedenfalls im Internet. Denn es sind Bots unterwegs, die sich wie Menschen verhalten, um alle möglichen Aktionen durchzuführen. Deshalb müssen sich Menschen als solche ausweisen und diesbezüglichen Tests unterziehen. Manchmal genügt es einen Haken zu setzen, mit dem wir bestätigen kein Bot zu sein. Öfter weden wir genötigt, Ampeln, Flugzeuge, Fahrräder oder Schiffe auf einer Auswahl von Bildern zu erkennen und zu zählen. Ist das nicht entwürdigend?

Doch ist noch kein Protest laut geworden. Niemand scheint sich darüber zu wundern oder zu beschweren. Der Menschentest ist schleichend gekommen und kritiklos haben wir uns an ihn gewöhnt. 

Wer testet wen?

Captchas heißen die Tools, die unsere Menschlichkeit überprüfen. Hinter der Abkürzung verbirgt sich die vielsagende Bezeichnung: "Completely automated public Turing Test to tell Computers and Humans apart." Dabei wurde der Test von Alan Turing in den 1950er Jahren entwickelt, um die Leistungsfähigkeit von Computern mit menschlicher Intelligenz zu vergleichen. Er selbst nannte seine Entwicklung ursprünglich Imitation Game. Ein Mensch stellt Fragen und muss dann entscheiden, ob die Antworten von einem Mitmenschen oder einer Maschine stammen. Die Idee dahinter: Wenn Mensch und Maschine nicht mehr zu unterscheiden sind, haben wir es mit künstlicher Intelligenz zu tun.

Die Wirklichkeit hat - wie so oft - die Theorie überholt. Nur dass die Maschinen den Spieß irgendwie umgedreht haben. Die Menschen müssen einen Nachweis ihrer Menschlichkeit erbringen. Spricht das allein nicht schon für die Überlegenheit von künstslicher Intelligenz?

Oder spricht vielmehr gegen die Intelligenz der Menschen die Tatsache, wie bereitwillig sie sich diesen fortwährenden kleinen Tests im Internet unterziehen?

Wir beginnen Arbeitsplätze mit Maschinen zu teilen

Schleichend geben die Menschen auf, was sie bisher immer für selbstverständlich hielten - ihr Alleinstellungsmerkmal als intelligente Lebensform auf der Erde. Wir beginnen schon zu teilen und den wenigsten fällt es auf. 

Aktuell verlieren wir Arbeitsplätze an künstliche Intelligenzen. Unternehmen kommunizieren das ganz offen. Noch immer regt sich kaum Protest. Arbeitnehmer hoffen darauf, dass durch den vermehrten Einsatz von KI neue Arten von Jobs geschaffen werden. Zum Beispiel Menschenerklärer, die mittels Algorithmen Maschinen das Denken und Verhalten von Menschen nahebringen.

Anfänge eines tiefgreifenden Wandels

Wir haben keine Worte für das, was gerade geschieht. Deshalb nennen wir es technische Revolution. In Wahrheit ist es Evolution. Ein langsamer Prozess der Entwicklung und Verdrängung. Natürlich glauben wir daran, alles im Griff zu haben. Aber dieser naive Glaube wurde schon oft in der Geschichte der Menschheit erschüttert. 

Was wir gerade erleben sind die Anfänge eines tiefgreifenden Wandels. Unser Wertesystem wird sich verändern, unser Selbstbild und unser Glaube, wenn die Menschheit zum Schöpfer mutiert. Gleichgültig, wie intelligent KI letztendlich wird, wie eigenständig und empathisch: Ab sofort sind wir nicht mehr allein, gibt es eine Art neben uns, die es mit der Menschheit aufnehmen kann.

Das ist natürlich kein Grund für Panik, sondern für Neugier. Was folgt aus diesen Feststellungen? Inwieweit müssen die Menschen ihre Philosophie überdenken? Zum Beispiel in der Ethik. Wie eigenverantwortlich ist künstliche Intelligenz? Ab wann hört sie auf, einfach nur als Maschine zu gelten? Aber auch: Was bedeutet es in Zukunft, ein Mensch zu sein?

Künstliche Intelligenz greift in unser Leben ein

Es wird komplizierter mit unserer Schöpfung neben uns. Zu allererst müssen wir uns eingestehen, uns schon jetzt ihren Möglichkeiten unterzuordnen. Nicht die künstliche Intelligenz muss ihr Maschinensein nachweisen, sondern wir unser Menschsein. Das ist keine Bagatelle und weist die Richtung, in die es derzeit geht. Künstliche Intelligenz greift in unser aller Leben ein.

Im Moment stecken noch Menschen dahinter, die Anweisungen geben. Zumindest glauben wir das. Doch was ist die Ursache für manche Anweisungen? Die Existenz künstlicher Intelligenz. Also sind wir gezwungen uns abzugrenzen. Deshalb kommen die Anweisungen zwar von Menschen, werden aber von künstlichen Intelligenzen veranlasst. Wie gesagt, wir glauben, alles im Griff zu haben....

Kein Grund zur Panik - oder doch?

Trotzdem kein Grund zur Panik. Wir sollten nur bewusste Entscheidungen treffen. Wollen wir uns von der Entwicklung überrollen lassen oder nehmen wir uns die Zeit, gut zu überlegen? 

Ach ja, es ist die Menschheit, um die es hier geht. Wann hat sie schon jemals eine Entwicklung gut überlegt? Gewiss nicht den Bau der Atombombe und auch nicht den Einsatz chemischer Mittel in der Landwirtschaft, ganz zu schweigen von Genmanipulation, Sklavenwirtschaft, Verdrängung der indigenen Bevölkerung in Amerika, Abholzung der Wälder, Kolonialismus und vieles mehr. 

"Frieden bedeutet, dass man einen größeren Stock hat als der andere", sagt Tony Stark in einem Iron Man-Film. Solange dieses Denken die Realität der Menschen widerspiegelt, wird künstliche Intelligenz zu einer Waffe werden, die sich irgendwann gegen uns wendet.

Jetzt ist Panik angebracht!